Reise ins SÜdtirol 2002

Bei Dunkelheit und stürmischen Winden trifft sich um 7.00 Uhr früh eine kleine Schar des Frauenchores beim Schulhaus Dorf. Doch alle sind schon fröhlich und gut gelaunt, da wir eine schöne und interessante Reise vor uns haben. Bald sind Gepäck und Frauen eingeladen und los geht's. Auch in Sulz, beim Römertor und auf dem Archplatz steigen reiselustige Sängerinnen zu. Auch der Frauenchor Oberwinterthur ist mit von der Partie und so ist unser Car, der von Herrn Bruno Ehrat gesteuert wird, total voll.

Unser erster Teil der Reise ist nur kurz, denn es gibt in Dipoldsau einen Kafihalt. Nun geht's gestärkt flott weiter Richtung Südtirol und alle freuen sich auf drei interessante und ereignisreiche Tage in der Umgebung von Bozen. Das Wetter ist super und ein herrlicher Herbsttag kündet sich an. Bald sehen wir schon die mächtigen Berge Vorarlbergs. Wunderschön goldfarbene Lärchen säumen die kurvige Strasse auf den 1500 m hohen Reschenpass hinauf. Dann entlang dem Stausee aus dem ganz einsam und gespenstig ein alter Kirchturmspitz ragt. Am 16. Juli 1950 um 20.00 Uhr läuteten hier in Alt Graun zum letzten Mal die Kirchenglocken, bevor das Dorf überflutet wurde. Weiter geht's nach Mals im Vinschgau, wo wir im Hotel Garberhof eine Mittagsrast einlegen. Im sonnendurchfluteten Wintergarten geniessen wir ein feines Mittagsessen, das alle Bäuche mehr als füllt! Zufrieden nehmen wir die Weiterreise durch die wunderschöne Landschaft wieder unter die Räder.

Angelangt in Bozen hat der Chauffeur doch einige Probleme, in dem dichten Samstagnachmittag-stossverkehr einen geeigneten Parkplatz bei unserem Hotel Post im Stadtteil Gries zu finden! Zum Glück springt der Hotelchef hilfsbereit zur Tat und weisst uns ein! Sofort wird das Hotel ausgekundschaftet und dann die Zimmer bezogen. Da wir noch recht viel Zeit haben bis zum Nachtessen, begeben sich die meisten Sängerinnen in die Innenstadt. Die Läden sind hier bis 18.00 Uhr geöffnet und so können wir so richtig nach Herzenslust "lädele" und die fast frühlingshaften Temperaturen geniessen. Doch schon bald ruft die Pflicht! Um 18.15 Uhr werden alle Lieder für das morgige Konzert geübt. Alles klappt hervorragend und Ruth Kreck ist zufrieden mit uns. So haben wir das feine Nachtessen auch verdient! Und endlich dürfen wir wieder so richtig zugreifen, es ist ja schon so lange her, seit dem letzten Mal....! Auch hier im Hotel Post essen wir grossartig!

Einige sind nun so richtig müde nach dem strengen Tag und den vielen neuen Eindrücken. Andere wiederum und das ist der grössere Teil, wollen Bozens Nachtleben noch erkunden. Hoffentlich wird es ihnen gelingen. Morgen wissen wir mehr!

2. Tag

Eigentlich gab es gestern Abend keine besonderen Vorkommnisse, ausser vielleicht der Stillstand des Hotelliftes mit einigen Sängerinnen! Nach fast 15 Minuten konnten die armen Frauen vom Hotelportier gerettet werden, aber sein Kommentar holte sie wieder auf den Boden zurück, als er sie mit den folgenden Worten empfing: "Bei solchen Kalibern ist das ja klar!" Doch der Schreck sass bei einigen tief und es verging einige Zeit, bis sie sich wieder erholt hatten!

Da staunen einige andere Hotelgäste nicht schlecht: "Warum sind denn all die Frauen rot-schwarz gekleidet?" In der Tat, heute ist der grosse Tag, an dem wir in der Kirche Girlan in der Messe singen. Doch zuerst stärkt man sich beim üppigen Morgenbuffet. Zum Glück konnten wir diese Nacht die Uhr eine Stunde zurückstellen, so steigen alle gutgelaunt und ausgeschlafen in den Car. Beim Einsingen in der Kirche sind wir beeindruckt über die gute Akustik des hiesigen Gotteshauses. Schon bald füllt sich das Kirchenschiff bis auf den letzten Platz. Etwas fremd für die Reformierten, aber sehr feierlich erleben wir den Gottesdienst, umrahmt von unseren schön gesungenen Kirchenliedern! Nach der Messe singen wir vor der Kirche noch einige weltliche Lieder zur Freude der Einwohner von Girlan. Der Kirchenchor Girlan lädt uns nach dem Konzert zu einem feinen Apéro ein, bei dem wir den einheimischen Wein und Most geniessen dürfen. Wir werden den netten Empfang von Girlan in guter Erinnerung behalten!

Auf der Weinstrasse erreichen wir den bekannten Kalterersee. Dann geht's über eine sehr kurvenreiche Strasse in Richtung Ritten. Etwa nach der 16. Kurve gibt's Mittagshalt in einem Törggelenkeller. Von dort hat man eine fantastische Aussicht auf die Dolomiten den Rosengarten. Auch das Wetter ist heute wieder wunderbar, na ja, ist ja klar, wenn Engel reisen! Auch in dieser härzigen Gaststube werden wir verwöhnt mit Schlutzer, das sind Teigtäschchen mit Spinatfüllung in zerlassener Butter und Pressknödel, welche aus Ziegenkäse und Weissbrot hergestellt werden. Alles Spezialitäten aus der Gegend. So gestärkt machen sich ein paar Verwegene auf den Weg nach Wolfgruben. Die Wanderung ist doch recht anstrengend und auch heute haben wir das Nachtessen wirklich verdient! Das bis zu 1000m hoch gelegene Plateau des Ritten ist ein beliebtes Ausflugsziel der Bozener, vor allem im Sommer, wenn ihnen die Luft im Talkessel zu stickig wird. Die weniger Wanderfreudigen unter uns besuchen das Bienenmuseum Plattenhof und decken sich da tüchtig mit Honig ein!

Weiter geht die Fahrt zu den berühmten Erdpyramiden. Doch wir haben die Zeit unterschätzt. Wegen der Zeitumstellung ist es leider fast zu dunkel und wir sehen die gespenstigen, bis zu 30m hohen, nadelförmigen Pyramiden nur noch schemenhaft. Müde machen wir uns auf den Rückweg. Noch lange sitzen wir an diesem Abend gemütlich und in angeregten Gesprächen zusammen.

3. Tag

Auch heute begrüsst uns wieder ein wunderschöner Herbsttag, der Himmel ist stahlblau und von den umliegenden Hängen leuchten di Reben in den warmen Herbstfarben. Um 9.30 Uhr steigen wir in den Stadtbus Richtung Walterplatz. Dort besuchen wir, geführt von Trudi, den farbigen, vielseitigen Gemüse- und Früchtemarkt. Schon bald sieht man die Frauen rege einkaufen! Da wir noch gute 2 Stunden Zeit haben, bilden sich kleine Interessengrüppli. Einige geniessen die gemütlichen Cafés, andere schlendern durch die härzigen Gässchen und bestaunen die alten Hausfassaden und noch andere machen die Modeläden unsicher und schlagen dort tüchtig zu! Doch um 12.00 Uhr ist endgültig Abfahrt mit dem Car und wir begeben uns auf den Heimweg. Nun geht's in der umgekehrten Richtung wieder durch das malerische Vinschgau bis nach Teufers, da biegen wir ab zur Schweizergrenze und dem Münstertal. Durch die eindrucksvolle Bergwelt erreichen wir über schier endlose Serpentinen den 2149m hohen Ofenpass. Hier oben begegnen wir zum ersten Mal in diesem Herbst dem Schnee. Weiter durch unseren Nationalpark bis nach Zernez, wo wir einen Kafihalt eingeplant haben. Ja, die Temperaturen sind hier im Engadin schon etwas anders als im südlichen Bozen! Doch die Sonne begleitet uns über den Flüela und lässt wenigstens die bunten Lärchenwälder so richtig warm erstrahlen!

Bald erreichen wir Davos und es wird wieder wärmer und die Wiesen leuchten grüner! In Walenstadt gibt's den letzten Halt. Im Restaurant Churfirsten wird noch einmal tüchtig und fein geschlemmt, bevor wir, leider schon im Dunkeln, den letzten Teil unserer Reise in Angriff nehmen. Bald erreichen wir wieder heimatlichen Boden und es heisst voneinander Abschied nehmen. Doch nicht für lange, wir sehen uns ja schon morgen in der Probe wieder, da ist Ruth unerbittlich!! Wir haben drei wunderschöne, interessante und erlebnisreiche Tage verbracht und wir werden noch lange davon zehren!

So eine Reise braucht natürlich viel Zeit zum Planen und Organisieren, dafür möchten wir Rita Mock ganz herzlich danken! Auch ein herzliches Dankeschön an Herrn Ehrat, der uns alle gesund wieder nach Hause gebrachte!

Christine Schnyder